Spezifische Anschubfinanzierungen: Offenheit und Innovation anerkennen
Citizen Science arbeitet oft mit neuen Methoden und Konzepten (Living Labs, Empowerment, Koproduktion), entwickelt sich ständig weiter und ist in einem steten Lernprozess. Anschubfinanzierungen anerkennen diese Realität und lassen auch mal ein Scheitern zu. Dank der Finanzierung von der Stiftung Mercator Schweiz bietet Citizen Science Zürich mit den Seed Grants eine wertvolle Anschubfinanzierung spezifisch für ko-kreierte Citizen-Science-Projekte für Forschende mit einer Affiliation an der ETH oder der Universität Zürich an. Die Universität Lausanne hat 2024 mit Interface ein Fördergefäss für Forschungsprojekte mit zivilgesellschaftlichen Akteuren eingerichtet. Für Citizen-Science-Projekte an Hochschulen sind Anfragen bei den jeweiligen Programmen für Open Science möglich. Viele Hochschulen verfügen über solche Stellen, die oft auch kleinere Summen bereitstellen, insbesondere für den Bereich Open Access oder Open Research Data.
Stiftungen: die Box verlassen und Optionen erweitern
Da es kaum CS-spezifische Förderung gibt, kann es sich lohnen, themenspezifische Fördermöglichkeiten zu suchen. Also Gelder, die nicht spezifisch für Forschung gedacht sind, sondern für bestimmte Bereiche: Gesundheit, Kultur, Partizipation, oder Ähnliches. Fördergebende aus diesen Gebieten sind vielfach offen für angewandte Forschung und können so helfen, zumindest Teile des Projekts zu finanzieren. Hilfreich hierfür ist das Stiftungsverzeichnis von StiftungSchweiz. Dort können Förderstiftungen nach Regionen und Themen gefunden werden. In jedem Fall lohnt es sich, vor Eingabe eines Gesuchs die Stiftung zu kontaktieren.
Der schweizerische Nationalfonds (SNF) fördert Citizen-Science-Projekte einerseits über die reguläre Projekt- und Karriereförderung. Hier gilt zu sagen, dass er mit der Beteiligung an der Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA) einen Schritt unternommen hat, um Citizen Science vermehrt zu fördern. Auch die Prioritäten 2025-28 weisen in diese Richtung, will der SNF doch die «Zusammenarbeit zwischen Forschenden und ausserwissenschaftlichen Akteuren unterstützen» (Mehrjahresprogramm 2025–2028, S.19). Andererseits hat der SNF auch spezifische Gefässe, welche für Citizen-Science-Projekte speziell interessant sein können, zumindest als Teilfinanzierung: Agora, Spark, oder Bridge.
Antrag schreiben: an alles denken
Es gibt kein Patentrezept für das Schreiben eines Antrags, da sich die Anforderungen bei den unterschiedlichen Fördergebenden unterscheiden. Wichtig ist, dass man sich genug Zeit nimmt. Zudem lohnt es sich auf jeden Fall, sich vor dem Schreiben bei den Zuständigen zu erkundigen, worauf besonders geachtet wird. Stiftungen bieten immer wieder Kurse dazu an, wie ein Gesuch geschrieben werden soll. In diesem Beitrag von StiftungSchweiz finden sich drei Grundsätze. Inhaltlich geht es vor allem darum, den Handlungsbedarf und die eigenen Kompetenzen überzeugend darzustellen und zu begründen sowie gut zu budgetieren. Die 10 Schweizer Citizen-Science-Prinzipien und die dazugehörige Checkliste helfen dabei, dass man beim Schreiben des Antrags an alles denkt. Insbesondere empfiehlt es sich, die für Citizen Science charakteristischen Aspekte wie zum Beispiel die Kommunikation (Prinzip 5) sorgfältig zu planen und zu budgetieren. Allenfalls können die unterschiedlichen Aspekte auch bei unterschiedlichen Förderstiftungen beantragt werden, zum Beispiel das Community Management bei einer Stelle und die wissenschaftliche Arbeit bei einer anderen.