Hintergrund
Im Rahmen der Citizen-Science-Initiative der Akademien der Wissenschaften Schweiz 2021–24 (ICSA+), haben die Akademien der Wissenschaften Schweiz, Science et Cité (mit dem Citizen-Science-Netzwerk Schweiz forscht), die Partizipative Wissenschaftsakademie und das Citizen Science Center Zürich (seit 2023 Citizen Science Zürich) in Zusammenarbeit mit dem Citizen Cyberlab Genf einen Vorschlag für Schweizer Citizen-Science-Prinzipien ausgearbeitet, um eine gemeinsame Basis und Orientierungshilfe für die Schweizer Citizen-Science-Community zu schaffen. Mittels einer Online-Konsultation wurde das wichtige Feedback der Schweizer Citizen-Science-Community eingeholt und eingearbeitet.
Aufbauend auf den Schweizer Citizen-Science-Prinzipien und basierend auf Feedback aus der Community haben Schweiz forscht und Citizen Science Zürich gemeinsam eine interaktive Checkliste entwickelt, die dich bei der Planung und Umsetzung von partizipativen Forschungsprojekten unterstützt. ⇒ Hier geht es zur Checkliste. Mehr Informationen gibt es unten.
Die folgenden Prinzipien sind als Leitlinien für Citizen-Science-Stakeholder gedacht. Alle, die sich für Citizen Science interessieren oder involviert sind, werden eingeladen, diese Prinzipien bei der Lancierung ihres Projekts einzubeziehen. Die Schweizer Citizen-Science-Prinzipien können weiterentwickelt und künftigen Bedürfnissen und Entwicklungen angepasst werden.
1. VORAUSSETZUNG
Citizen-Science-Projekte (CS-Projekte) existieren dank der Initiative oder aktiven Teilnahme von Citizen Scientists in wissenschaftlichen Projekten.
2. ZIEL
CS-Projekte gewinnen wissenschaftliche Erkenntnise und ermöglichen sowohl den Austausch als auch ein besseres gesellschaftliches und wissenschaftliches Verständnis unter den CS-Stakeholdern. CS-Projekte können sich mit lokalen, nationalen und internationalen Themen befassen, neue Forschungsmethoden entwickeln, systematisch Daten sammeln, sowie die Öffentlichkeit und die Entscheidungsträger:innen mit wichtigen Erkenntnissen versorgen.
3. MEHRWERT
CS-Projekte bieten einen Mehrwert für Citizen Scientists und hauptamtlich Forschende. Dieser kann sowohl im gegenseitigen Lernen unter den Projektteam-Mitgliedern (Dialog, gesellschaftlicher Austausch, organisatorische Fähigkeiten) als auch im Kompetenzaufbau, in der persönlichen Weiterentwicklung oder in der Freude, an der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung beizutragen, bestehen.
4. PARTIZIPATIONSGRAD
Citizen Scientists werden in allen Phasen des wissenschaftlichen Prozesses zur Zusammenarbeit und Ko-Kreation mit hauptamtlich Forschenden ermutigt. Der Partizipationsgrad soll für alle Projektteam-Mitglieder deutlich gemacht werden, bevor das Projekt beginnt. Die Beteiligung kann auch die Initiierung und Entwicklung von Forschungsfragen, die Ausarbeitung der Methode, das Sammeln, Analysieren, Verwalten, Auswerten und Verbreiten der Daten, die Kommunikation der Resultate und die Leitung des Projekts betreffen.
5. KOMMUNIKATION
Die gegenseitigen Erwartungen aller Projektteam-Mitglieder werden innerhalb des Projektteams klar kommuniziert (Partizipationsgrad, wissenschaftliche Methode, Umgang mit Daten, Forschungsresultate und Urheberschaft). Die verschiedenen Interessensgruppen sollen entsprechend einbezogen werden.
6. FORSCHUNGSMETHODE UND-KONTROLLE
Citizen Science ist eine wissenschaftliche Methode, die wie alle anderen auch mit Limitationen und Vorurteilen (Bias) verbunden ist; diese sollten reflektiert und kontrolliert werden. Citizen Science unterscheidet sich insofern von anderen wissenschaftlichen Herangehensweisen, als dass die Verantwortung für die Integrität des Projekts von allen Projekt-Teilnehmenden geteilt wird.
7. DATEN, PUBLIKATION UND SICHERHEIT
Soweit möglich und nicht durch Datenschutzrichtlinien eingeschränkt, sollen die Daten und Meta-Daten von CS-Projekten öffentlich zugänglich gemacht und die Resultate in einem Open-Access-Format zur Verfügung gestellt werden (Open Science Prinzipien). Daten sollen gemäss den FAIR-Prinzipien und dem Schweizer Datenschutzgesetz verarbeitet werden. Alle Teilnehmenden von CS-Projekten verpflichten sich der Objektivität und der Vertraulichkeit sowie der Offenlegung aller Interessenkonflikte. Alle Projekt-Stakeholder werden normalerweise vor dem Projektbeginn über die möglichen Publikationsformen der Forschungsresultate (einschliesslich Social Media und nicht-traditionellen Publikationsformaten) sowie über die Verfahren der Eingabe und Verarbeitung der Daten unterrichtet und konsultiert. Daten können während oder nach dem Projekt publiziert werden.
8. EVALUATION
CS-Projekte werden unter verschiedenen zusammenhängenden Aspekten evaluiert, so auch im Bezug auf wissenschaftliche Ergebnisse, Datenqualität, Erfahrungen der Teilnehmenden, Diversität, Intensität und Qualität der Zusammenarbeit sowie auf gesellschaftliche und politische Auswirkungen. Die Aspekte der Evaluation werden im Projektteam vor und während des Projekts festgelegt. Die Ergebnisse der Evaluation werden zur Verbesserung künftiger Projekt genutzt und, sofern möglich, den interessierten Parteien zur Verfügung gestellt. Die Evaluation kann sowohl intern im Projektteam als auch mit Hilfe externer Expert:innen durchgeführt werden. Die Form der Evaluation reicht von einer gemeinsamen Nachbesprechung bis zu einer ausführlichen Umfrage, je nach Kapazität und finanziellen Ressourcen des Projekts.
9. UNTERSTÜTZUNGEN
Jegliche Unterstützungen (finanzielle Unterstützungen, Freiwilligenarbeit, Bereitstellung von personellen Ressourcen und Material, etc.) und ihre Herkunft sollen transparent gemacht und präzise dokumentiert werden.
10. ANERKENNUNG
Sowohl hauptamtlich Forschende als auch Citizen Scientists werden in angemessener Form für ihre Teilnahme am Projekt gewürdigt. Das kann z.B. in Form einer Co-Autor:innenschaft, einer Danksagung in den Publikationen, in Form von Leistungsnachweisen, einer finanziellen Entlohnung oder Auszahlung der Spesen, einer gemeinsamen Gestaltung und Umsetzung von Projektveranstaltungen sein.
Mehr zum Prozess und zur Arbeitsgruppe, welche diese Prinzipien herausgegeben hat, erfährst du hier.
Die Prinzipien sind hier in 4 Sprachen verfügbar:
Deutsch: Schweizer Citizen Science Prinzipien
English: Swiss Citizen Science Principles
Français: Principes suisses de sciences citoyennes
Italiano: Principi Svizzeri della Citizen science
Unsere Citizen-Science-Checkliste
Aufbauend auf den Schweizer Citizen-Science-Prinzipien und basierend auf Feedback aus der Community haben Schweiz forscht und Citizen Science Zürich gemeinsam eine interaktive Checkliste entwickelt, die dich bei der Planung und Umsetzung von partizipativen Forschungsprojekten unterstützt. Die Checkliste bietet Reflexionsfragen, die zum Nachdenken über Kernelemente partizipativer Projektgestaltung anregen, Tipps und Hinweise für die Umsetzung sowie weiterführende Informationen und Links zu hilfreichen Ressourcen.
Zu Projektbeginn bietet die Checkliste einen strukturierten Rahmen, um innerhalb des Leitungsteams zentrale Fragen zu klären und die unterschiedlichen Perspektiven, Motivationen und Erwartungen der Beteiligten einzuholen: Welchen Mehrwert bietet das Projekt für Citizen Scientists und für hauptamtlich Forschende? Welche Voraussetzungen müssen Teilnehmende zur Mitwirkung erfüllen und welche Barrieren können eventuell abgebaut werden? Sind Ressourcen bedacht worden, um Zusammenarbeit und Kommunikation zu fördern? Wie und anhand welcher Kriterien kann das Projekt evaluiert werden?
Auch zu einem späteren Zeitpunkt, selbst, wenn du schon mitten in der Forschung steckst, ist es hilfreich, sich mit diesen Themen zu beschäftigen und Massnahmen zu ergreifen, die die Qualität deines Projekts steigern.
Zur Entstehung der Checkliste
Im Rahmen der Citizen-Science-Initiative der Akademien der Wissenschaften Schweiz 2021–24 (ICSA+), haben die Akademien der Wissenschaften Schweiz, Science et Cité (mit dem nationalen Citizen-Science-Netzwerk Schweiz forscht) und Citizen Science Zürich in Zusammenarbeit mit dem Citizen Cyberlab Genf einen Vorschlag für Schweizer Citizen-Science-Prinzipien ausgearbeitet, um eine gemeinsame Basis und Orientierungshilfe für die Schweizer CS-Community zu schaffen.
Diese Checkliste basiert auf den 10 Schweizer Citizen-Science-Prinzipien und wurde gemeinsam von Citizen Science Zürich und Schweiz forscht erarbeitet. Die Idee für die gemeinsame Ausarbeitung entstand im Rahmen des Lehrangebots «Citizen Science II: Von der Theorie zur Praxis» (Modul von Science et Cité, Universität Zürich, School for Transdisciplinary Studies, FS 2023). Die daran teilnehmenden Studierenden formulierten die 10 Schweizer Citizen-Science-Prinzipien in anwendungsorientierte Fragen um, um eine an den Prinzipien orientierte Projektplanung zu überprüfen. Aufbauend auf dieser Grundlage wurde die Checkliste weiterentwickelt. Im Anschluss folgte eine Testphase in der wir wertvolles Feedback von Tester:innen erhielten, das in die finale Version eingeflossen ist. Wir verstehen die Checkliste als ein Tool, das wir aufbauend auf den Erfahrungen von Nutzer:innen stetig weiterentwickeln möchten. Wir freuen uns über dein Feedback unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!!
Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden!