Worum geht es in dem Projekt konkret?
Im Rahmen eines sprachwissenschaftlichen Forschungsprojekts haben Lehrer mit ihren Schülern in den 1930er Jahren an vielen Schulen der Deutschschweiz 40 hochdeutsche Sätze in den jeweiligen Dorfdialekt übersetzt. Es waren Phrasen wie: „Im Winter fliegen die trockenen Blätter in der Luft herum“ oder „Ich schlage dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, du Affe.“ Die Sätze werden nach ihrem „Erfinder“ Georg Wenker „Wenkersätze“ genannt.
Das Ergebnis der Übersetzungen wurde pro Ort auf einem Blatt Papier zusammengestellt. Die dort festgehaltenen Sätze geben einen einzigartigen Einblick in die jeweiligen Dialekte der damaligen Zeit. Für viele deutschschweizer Orte gibt es kaum ältere Zeugnisse der Dorfmundarten, da auch Tonaufnahmen gerade erst aufkamen und teure und umständliche Unternehmungen darstellten.
Die etwa 1700 Bögen bilden einen kulturellen Schatz, der noch seiner Auswertung durch die Wissenschaft harrt. Denn die meisten dieser handgeschriebenen Bögen sind bis heute nicht in moderne, maschinenlesbare Druckbuchstaben-Schrift transkribiert worden. Eine genaueste Wiedergabe der übersetzten Wenkersätze ist für die wissenschaftliche Auswertung ein Muss und erfordert hohe Konzentration beim Transkribieren.
Wie können Bürger:innen mitforschen?
Es gibt zwei voneinander unabhängige Aufgaben im Projekt. Sie könnne eine auswählen oder auch bei beiden mitmachen:
1) Mit dem Transkribieren der Wenkerbögen helfen Sie, eine Wissenslücke zu schliessen. Und Sie erhalten selbst einen Einblick in die sprachliche Vergangenheit der Schweiz, vielleicht sogar in die Geschichte Ihres eigenen Dialekts. Sie lernen alte Ausdrücke kennen und staunen wahrscheinlich über die in dem Bogen aus Ihrem Ort festgehaltene Aussprache mancher Wörter.
2) Indem Sie die 40 Sätze in Ihren heutigen Dialekt neu übersetzen, leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der Enwticklung des Schweizerdeutschen von den 1930er Jahren bis heute.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Die Ergebnisse der Transkription und der Übersetzung werden digital zugänglich gemacht und so für die weitere Forschung zur Verfügung gestellt. Dies können zum einen z.B. Masterarbeiten sein, die die Wenker-Bögen mit den Daten des Sprachatlas der deutschen Schweiz aus den 1950er Jahren vergleichen und so ermitteln, wie der Dialekt in der ersten Hälfte des 20.Jhs ausgesehen hat. Darüber hinaus sind weitere Forschungsprojekte denkbar. Somit sind die Ergebnisse des Projektes auch für die Forschergemeinschaft insgesamt interessant. Dort, wo wir Übersetzungen und Transkriptionen haben, können wir zusätzlich den sprachlichen Wandel der letzten 90 Jahre untersuchen.