Wissenschaft goes Wiki: Chancen und Herausforderungen

Wikipedia ist häufig die erste Anlaufstelle, wenn wir uns zu einem wissenschaftlichen Thema einen Überblick verschaffen möchten. Trotzdem wird Wikipedia in der Wissenschaftskommunikation oft unterschätzt. Dabei könnte es eine wertvolle Rolle spielen. Wikipedia ist nicht nur schweizweit die siebtmeistbesuchte Webseite, sondern auch eine bedeutende Plattform, um wissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen. An unserem letzten Workshop „How to Wiki“, geleitet von Flurin Beuggert (Science et Cité) und Diego Hättenschwiler (ehrenamtlicher Wikipedianer), wurde die transformative Kraft von Wikipedia für die Verbreitung und Zugänglichkeit von wissenschaftlichem Wissen hervorgehoben. Nachfolgend eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte, die während des Workshops diskutiert wurden. 

 Nikola Stosic ist Projektleiter im Bereich Citizen Science bei Science et Cité.  Nikola hoch

Die Relevanz von Wikipedia für die Wissenschaft und Citizen Science

Wikipedia und Citizen Science sind durch ihren gemeinsamen Fokus auf die Beteiligung der Gemeinschaft, offene Zusammenarbeit und die Verbreitung von Wissen eng miteinander verbunden. Beide Initiativen basieren auf den Beiträgen von Freiwilligen: Wikipedia wird von sogenannten Wikipedianer:innen gepflegt, während Citizen-Science-Projekte auf die Beteiligung von Bürgerwissenschaftler:innen angewiesen sind. Sowohl Citizen Science als auch Wikipedia fördern eine offene Zusammenarbeit, zu der jede:r beitragen kann, und machen ihre Informationen und Daten frei zugänglich. Darüber hinaus haben sie einen starken Bildungsaspekt, indem sie Wissen teilen und wissenschaftliche Methoden vermitteln. Durch die Beteiligung der Gemeinschaft ermöglichen sie es einzelnen Personen, sich aktiv an der Produktion und Verbreitung von Wissen zu beteiligen und so zu einem weltweiten Wissenspool beizutragen.

Wikipedia ist mehr als nur eine Enzyklopädie; sie ist ein dynamisches Wissensökosystem. Sie bietet eine Plattform, auf der wissenschaftliche Informationen schnell verbreitet, aktualisiert und zugänglich gemacht werden können. Mit mehr als 2 Milliarden Besuchen pro Monat und etwa 10.000 Aufrufen pro Sekunde weltweit, erreicht Wikipedia ein breites Publikum, das sonst möglicherweise keinen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen hätte. Diese enorme Reichweite macht Wikipedia zu einem unverzichtbaren Werkzeug, um wissenschaftliche Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Potenziale für die Wissenschaftskommunikation

Wikipedia ermöglicht es Wissenschaftler:innen, ihre Forschung ohne die Hürden traditioneller Publikationswege einem globalen Publikum zu präsentieren. Dies fördert die Demokratisierung von Wissen und sorgt dafür, dass wichtige wissenschaftliche Informationen frei zugänglich sind. Durch die offene Struktur von Wikipedia können Forschende aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten und ihr Wissen teilen. Dies fördert nicht nur die Verbreitung, sondern auch die Weiterentwicklung von Wissen durch kollektive Anstrengung. Wikipedia-Artikel können schnell und einfach aktualisiert werden, was besonders in schnelllebigen wissenschaftlichen Feldern von Vorteil ist. So können neue Forschungsergebnisse zeitnah integriert und die Öffentlichkeit stets auf dem neuesten Stand gehalten werden.

Trotz der vielen Vorteile gibt es auch Herausforderungen, die bei der Nutzung von Wikipedia für die Wissenschaftskommunikation berücksichtigt werden müssen. Da Wikipedia von Freiwilligen bearbeitet wird, stellt die Qualitätssicherung eine ständige Herausforderung dar. Hier sind die wissenschaftliche Gemeinschaft und erfahrene Wikipedia-Editoren gefragt, um sicherzustellen, dass die Inhalte korrekt und verlässlich sind. Wissenschaftliche Artikel auf Wikipedia müssen neutral und für Laien verständlich geschrieben sein. Dies erfordert von Forschenden die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte klar und prägnant zu erklären, ohne dabei an wissenschaftlicher Genauigkeit einzubüssen. Nicht alle wissenschaftlichen Themen erfüllen die Relevanzkriterien von Wikipedia. Forschende müssen sicherstellen, dass ihre Beiträge ausreichend belegt und gemäss den Wikipedia-Guidelines relevant sind.

Wikipedia bietet ein grosses Potenzial für die Wissenschaftskommunikation. Durch die aktive Beteiligung der wissenschaftlichen Gemeinschaft kann die Qualität der Inhalte gesichert und erweitert werden. Der Workshop „How to Wiki“ hat gezeigt, dass Wikipedia nicht nur eine Plattform für die Verbreitung von Wissen ist, sondern auch ein Werkzeug, um Wissenschaft zugänglicher und inklusiver zu machen. Forschende sind aufgerufen, dieses Potenzial zu nutzen und aktiv zur Verbesserung und Erweiterung der Wikipedia-Inhalte beizutragen.


Weiterführende Infos:

Hier findest du einen Guide zu Wissenschaftskommunikation auf Wikipedia

Hier findest du die Präsentation zum Workshop


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