Wir sind davon überzeugt, dass Berichte nicht dazu da sind, im Regal zu verstauben, sondern dass mit ihren Erkenntnissen aktiv weitergearbeitet werden sollte. Daher haben wir am 16. Oktober zu einem Netzwerktreffen engagierter Citizen-Science-Praktiker:innen eingeladen.
Ria Würdemann ist Projektmitarbeiterin im Bereich Citizen Science bei Science et Cité. |
Teil des Netzwerks sind Menschen, die Citizen-Science-Projekte in der Schweiz, Deutschland oder Österreich betreiben (wollen). Sie sind Wissenschaftler:innen an Universitäten, Hochschulen und Bildungsinstitutionen, arbeiten für private oder gemeinnützige Organisationen, an Akademien, für einzelne Projekte oder in Bibliotheken, Archiven oder Museen. Bei unserem zweistündigen Online-Meeting wollten wir eine Plattform für den Erfahrungsaustausch bieten, über Bedürfnisse sprechen und gemeinsam überlegen, wie es mit Citizen Science in der Schweiz weitergehen könnte. Als Diskussionsbasis diente der neu erschienene Bericht «Citizen Science in der Schweiz: Bestandesaufnahme und Wege in die Zukunft». Dieser nennt konkrete Ziele und dazugehörige Massnahmen.
Der Bericht macht vier zentrale Handlungsfelder und Themen aus, nämlich Mehrwert und Wirkung, Finanzierung, Ausbildung sowie Kommunikation und Sichtbarkeit. Nach einer kurzen Vorstellung der Bereiche und der Möglichkeit, via digitalen Post-Its auf die ausgemachten Ziele und Massnahmen zu reagieren, ging es in die Diskussion. Im Folgenden werden die wichtigsten Punkte zusammengefasst.
Viel Gesprächsbedarf gab es bei der Frage, wie wir den Mehrwert von Citizen Science greifen, vermitteln oder messen können, gegenüber Kolleg:innen, der Öffentlichkeit oder Geldgeber:innen. Vorschläge waren z.B., klare und messbare Zwischenziele zu definieren, Finanzierungsgesuche in Teamarbeit zu verfassen oder die sehr wertvolle Arbeit der Freiwilligen auszuweisen.
Die Finanzierung ist häufig ein grosses Thema. In der Schweiz gibt es keine spezifischen nationalen Förderprogramme für Citizen-Science-Projekte, wie es beispielsweise in Deutschland oder Österreich der Fall ist. Daher ist es oft nötig, potenzielle:n Stifter:innen erst einmal Citizen Science zu erklären. Langfristige Finanzierung ist eine Herausforderung, daher bietet sich eher die Suche nach themenbezogenen Mitteln an, also zum Beispiel spezifisch für die Kommunikation oder die Zusammenarbeit mit Citizen Scientists. Wichtig ist es, dass bei der Beantragung an alle Aspekte des Projekts gedacht wird und diese entsprechend budgetiert werden. Frustrationsfaktoren können teils erhebliche Konkurrenz bei Bewerbungen um Fördermittel sowie der grosse Zeitaufwand beim Antragsschreiben sein.
Weiterbildungsangebote für Citizen Science drehen sich meist um die Teilhabe von Bürger:innen, weniger jedoch, welche Kompetenzen Projektleitende mitbringen sollten. Einige aus der Gruppe konnten jedoch von besuchten Kursen und Workshops berichten, die sie als sehr hilfreich erlebt haben. Besonders Input zur Wissenschaftskommunikation und zu Messmethoden des Mehrwerts sind gefragt.
Gute Kommunikation und Sichtbarkeit sind essenziell bei Citizen Science, um Aufmerksamkeit zu generieren, Bürger:innen für ein Projekt zu gewinnen und Citizen Science als wissenschaftliche Methode und deren Mehrwert stärker ins Bewusstsein zu bringen. Der Wunsch nach mehr Trainingsprogrammen dazu wurde geäussert. Schnell machte der Austausch klar, dass die Teilnehmenden besonders im kommunikativen Bereich voneinander und von zuvor gemachten Erfahrungen profitieren können. Es gibt bereits coole und innovative Kommunikationswege! Beispiele sind spezielle Events, graphisch aufbereitete Factsheets oder die Nutzung von Gamification.
Wir sind dankbar für die anregende Diskussion und haben bereits im Anschluss als ein Ergebnis eine neue Blogidee entwickelt: Wir werden bald eine Best-Practice-Reihe zu Citizen-Science-Kommunikation starten. Wer gute Beispiele kennt oder selbst eine gelungene Kampagne umgesetzt hat, darf sich sehr gerne bei uns melden!
Veröffentlicht am 5. November 2024