Familienforschung – vom handschriftlichen Dokument auf die digitale Plattform

Die Zentralbibliothek Zürich hat im Rahmen ihres strategischen Schwerpunkts Citizen Sience seit dem Jahr 2021 zahlreiche Projekte lanciert. Die Themen reichen von der Georeferenzierung alter Zürcher und Schweizer Landkarten über das Verfassen didaktischer Einheiten für den Schulunterricht an Gymnasien bis zu Literatur-Rezensionen. Fünf Vorhaben betreffen die integrale Transkription handschriftlicher Werke.

  Chris Bünter, Projektleiter für das Projekt Zürcher Familiengeschichte – Den «Keller-Escher» transkribieren
Handschriftenabteilung Zentralbibliothek Zürich.

 

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Ende Juli wurde das bisher umfangreichste Transkriptions-Projekt erfolgreich abgeschlossen. Innerhalb von zwei Jahren transkribierten Citizen Scientists ein Grundlagenwerk zur Zürcher Familienforschung: Das «Promptuarium genealogicum» des Kantonsapothekers Carl Keller-Escher (1851-1916) aus dem alten Geschlecht der Keller vom Steinbock, der als Genealoge selber ein Citizen Scientist war.

In Zürich gibt es eine lange Reihe alter Bürgergeschlechter, deren Angehörige die Geschichte der Stadt seit dem Mittelalter prägten. Der Zürcher Bürgersinn hat sich deswegen auch schon früh um die Erforschung der Geschichte der einzelnen Familien und ihrer Mitglieder bemüht. Besonders dabei hervorgetan hat sich Keller-Escher, weil er die Werke Anderer zusammenzog und durch eigene Forschungen ergänzte. Sehr wertvoll dabei ist seine Berücksichtigung der weiblichen Linien.

Neben gedruckten Monographien zur Geschichte einzelner Familien wie den Grebel oder den Escher vom Glas hat er dieses monumentale, sieben dickleibige Bände umfassende und fein säuberlich von Hand geschriebene Übersichtswerk zu den Angehörigen und der Abstammung von über 258 Zürcher Geschlechtern hinterlassen. Das «Promptuarium genealogicum» ist nicht nur für Familienforschende, sondern für alle, die sich mit Zürcher Geistes- und Kulturgeschichte befassen unverzichtbar.

An insgesamt drei öffentlichen Transkriptions-Workshops vor Ort, seit 2022 je eine Veranstaltung pro Jahr, haben insgesamt 34 Personen teilgenommen. In der Folge haben sich 27 Frauen und Männer online im Trankriptionstool registriert und Transkriptionen erarbeitet. Die Workshops sollten einerseits den Einstieg in die Arbeit erleichtern sowie anderseits dem Austausch unter den Teilnehmern und dem Projektteam der ZB dienen. Eine Teilnahme am Workshop war allerdings nie Vorbedingung für die Mitarbeit.

Die grosse Vielfalt an Texten aus verschiedenen Jahrhunderten und Themengebieten erlaubt keine allzu strikte Vorgabe, wie die Transkription jeweils gestaltet werden soll. Als Kompromiss gilt es sprachlich und orthographisch nahe an der Vorlage zu bleiben und doch eine lesbare Wiedergabe des Inhaltes zu bieten. Im Zweifel wird der logische Textzusammenhang der exakten Wiedergabe des Layouts vorgezogen.

Das handschriftliche Layout von Carl Keller-Escher stellt in dieser Hinsicht besondere Herausforderungen dar. Sie ist nicht in Fliesstext sondern in einer Listen- und Kaskaden-Ordnung angelegt, was separate Transkriptionsregeln erforderlich machte. Diese wurden an den Workshops vermittelt, standen aber selbstverständlich auch online zur Verfügung. Daneben wurde als Unterstützung der Arbeit auch ein Verzeichnis von Abkürzungen und Symbolen angelegt. Eine Video-Einführung ins Tool bestand schon davor, kam aber auch diesem Projekt zugute.

Jede transkribierte Seite auf e-manuscripta.ch durchläuft vor ihrer Freischaltung bzw. Publikation eine interne Redaktion, so auch jene des «Promptuarium genealogicum». Da der Kenntnisstand und die Affinität im Umgang mit dem Editor und den Regeln zwischen den einzelnen Teilnehmern sehr unterschiedlich waren, wie sich in den Workshops zeigte, so variierte auch der Betreuungsgrad.

Auf einer gesonderten ZB-Seite wurde das Projekt beworben. Zudem zeigte eine laufend aktualisierte tabellarische Übersicht Stand und Fortschritt der Arbeit an den einzelnen Familien. Die Seite besteht weiterhin, nunmehr als Bericht zum abgeschlossenen Projekt. Diesen September werden alle 27 beteiligte Citizen Scientists zu einer Feier in die ZB eingeladen. Es gilt Dank auszusprechen, aber der Anlass ist auch Gelegenheit, den Preis des Wettbewerbs an jenen zu überreichen, der die meisten Transkriptionen erarbeitet hat.

Auf e-manuscripta.ch, dem Portal für digitalisierte handschriftliche Quellen aus Schweizer Bibliotheken und Archiven, steht das Ergebnis nunmehr allen Interessierten zur Verfügung. Die sieben Bände mit insgesamt 2810 Seiten sind vollständig transkribiert:

– Band 1 (A bis B)

– Band 2 (C bis F)

– Band 3 (G bis Holzhalb)

– Band 4 (H bis Lavater)

– Band 5 (Leemann bis Nüscheler)

– Band 6 (O bis Schulthess)

– Band 7 (Sp bis Z)

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